Michèle Heer, hōmu
Japan liegt in Basel! Zumindest könnte man das glauben, wenn man das japanische Geschäft «hōmu» mitten in der Basler Altstadt betritt. Hier findet man liebevoll ausgewählte Objekte, die den authentischen japanischen Lifestyle widerspiegeln und alle eine individuelle Geschichte zu erzählen wissen. Geschäftsführerin Michèle Heer, halb Schweizerin, halb Japanerin, hat sogar einen Teil der Futons von Hand genäht.
Wie haben die Basler den Laden aufgenommen?
«Das möchte ich auch gerne wissen», lacht Michèle Heer. «Von der Sichtbarkeit her sicherlich eher schwierig, da wir nicht an einer Hauptstrasse liegen, sondern eher versteckt im Gerbergässlein sind. Wir haben auch nie gross die Werbetrommel gerührt, wurden eher durch Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt und durch die vielen Geschenke, die bei uns gekauft werden. Und sicher auch über das Konomi-Festival, welches von Robert Schröter und Rebekka Salzmann ins Leben gerufen wurde. Da haben wir einfach mal mitgemacht. Mittlerweile sind wir dort im Hauptprogramm».
Michèle Heer erzählt: «Den Namen «hōmu» haben wir erst seit einem halben Jahr, wobei «hōmu» die japanische Aussprache des englischen Wortes «home» ist. Das Geschäft übernommen habe ich vor ca. drei Jahren. Mittlerweile zählt das Geschäft inklusive mir neun Mitarbeitende».
Michèle Heer hat das Geschäft vom vormaligen Besitzer Dieter Jörin übernommen. Dieser hat vor allem geschreinert und japanischen Innenausbau gemacht, unter anderem auch Futons genäht. Er hatte nur drei Tage pro Woche geöffnet und durch die versteckte Lage und die nicht so gute Sichtbarkeit in der Basler Altstadt kamen auch nicht so viele Leute in den Laden. Irgendwann fragte er Michèle nach Unterstützung und so half sie ihm beim Nähen und Bauen. Jörin führte sie dann ins Geschäft ein. Weil man sich persönlich kannte und Jörin das Pensionsalter erreicht hatte, fragte er irgendwann, ob sie Zeit und Lust hätte und motiviert wäre, den Laden zu übernehmen.
Der Werdegang von Heer ist spannend. «Ich habe eine Lehre als Bauzeichnerin abgeschlossen, aber nicht auf dem Beruf gearbeitet, sondern in der Gastronomie gejobbt. Von dort ging es ins Studium mit Studienabschluss in Vermittlung in Kunst und Design. Danach übernahm ich die Bauleitung und Inneneinrichtung für ein Gastrokonzept in Basel. Das habe ich zwei Jahre gemacht und nebenbei Herrn Jörin unterstützt. Und so entschied ich mich irgendwann, alles aufzugeben und mich mit Japanisch Wohnen selbstständig zu machen»
Wann hat es dich gepackt, dass du sagtest, ich möchte gerne ein Stück von meiner Heimat hier in meiner anderen Heimat in Basel zeigen? War das wegen deiner vielen Reisen nach Japan oder eher Zufall?
«Eher Zufall. Die Sehnsucht, oder sagen wir das Heimweh war schon immer sehr stark, weil ich mich in Japan immer sehr wohlgefühlt habe. Die Idee, dass ich das ein Stück weit hierhin bringe, hatte ich vorher eigentlich nicht. Das kam eigentlich erst mit dieser Anfrage, ob ich den Laden übernehmen möchte»
Mir scheint, als sei ein richtiger Japan-Boom in der Schweiz entstanden. Wie siehst du das?
«Ich nehme das so wahr, dass es ungefähr seit zwei Jahren ziemlich angezogen hat und so ein Hype entstanden ist. Viele sind nach Corona nach Japan gereist und über die sozialen Medien wurde das Land sehr schnell bekannt»
Lange Zeit war es ja so, dass man in der Schweiz viele japanische Touristen gesehen hat. Aber man hört aus Japan, dass es immer mehr Touristen aus Europa gibt. Und wenn man einmal dort war, geht man immer wieder. Was denkst du, warum ist Japan so cool?
«Das hat einerseits sicher auch mit dem starken Yen zu tun, Reisen nach Japan sind heute viel erschwinglicher als früher. Andererseits ist es diese spannende Kombination zwischen Tradition und Moderne, die gerade bei jungen Leuten sehr gefragt ist»
Ansichten aus dem Conceptstore «hōmu» in Basel
Nimm uns doch mal in deinen Laden mit. Was sieht man zum Beispiel im ersten Raum?
«Hauptsächlich Lifestyleprodukte, Haushalts- und Papeterieartikel, Düfte, also Räucherstäbchen, und Geschirr. Im oberen Stock haben wir ganz viele Kimonos und Textilien und ein grosses Zimmer mit Büchern, in welche man auch gemütlich auf einem Futon reinschauen kann. Im 3. Raum haben wir unsere Wohnausstellung mit Betten und Futons.
Der 4. Raum ist eigentlich unser Büro, ab und zu finden dort aber auch Workshops, Kunstausstellungen und andere Events statt».
Wir haben entdeckt, dass hier auch einige Kunstwerke hängen. Stellst du auch Künstler aus Japan aus?
«Wir haben eine Ausstellung mit einem japanischen Fotografen in Zusammenarbeit mit der Galerie Eulenspiegel gemacht. Auch mit lokalen Künstlern haben wir schon Sachen realisiert. Die kommen zwar nicht aus Japan, aber es
ist zum Thema Japan».
Werden die Futons, die du anbietest, in Basel produziert?
«Nicht mehr. Ich habe die früher selber hergestellt, musste aber aus gesundheitlichen Gründen damit aufhören, weil es eine körperlich sehr anstrengende Arbeit ist. Ich habe eine Werkstatt in Bern gefunden, welche das sehr traditionell von Hand herstellt».
Traditionell bedeutet in diesem Fall, dass bei den Bettgestellen aus Holz kein Metall verwendet wird, sondern japanische Steckverbindungen. Die Futons sind alle von Hand genäht und man kann die Grösse nach Wunsch wählen. Die Kosten für ein 160 cm-Futon belaufen sich dabei auf ca. CHF 800.–. Die Lieferzeit beträgt rund sechs Wochen.
Ebenfalls im Angebot sind Tatami-Matten (gepresste Strohmatten), ein japanischer Bodenbelag, der vor allem als Unterlagen für den Futon verwendet wird.
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