Georg Bak, Kurator und Art Advisor für digitale Kunst und NFT's
Georg Bak hat zwar immer noch ein Faible für die alten Meister, doch genauso schlägt sein Herz für die technischen Umsetzungen der digitalen Kunst. Er ist als Mann der ersten Stunde Experte für digitale Kunst, frühe Computerkunst aus den 1960er- Jahren und generative Fotografie. Dies beinhaltet auch NFTs und Plotterzeichnungen von den Pionieren der Computerkunst wie zum Beispiel Herbert W. Franke. Bak berät Kunden im An- und Verkauf von Digitalkunst und ist Kurator für Auktionshäuser, Galerien und NFT Verkaufsplattformen.
Das Cryptovalley befindet sich in Zug
Der Zugang zur Kunst ist für Bak aus einer Passion entstanden. Ursprünglich studierte er Jura. Dann stieg er 2003 bei der Galerie Hauser & Wirth ein, wo er einige Jahre sowohl in Zürich als auch in London tätig war. 2008 wechselte er zur LGT Bank Zürich als Kunstberater, später hatte er seine eigene Galerie spezialisiert auf generative Fotografie. Vor ca. sieben Jahren tauchte er in die Blockchain-Szene ein und kam so erstmals mit Blockchain-Kunst in Berührung. Damals sprach noch niemand von NFT. Zur Erklärung: NFT ist eine Abkürzung für Non-Fungible Token (zu Deutsch: nicht austauschbarer Token). Dabei handelt es sich um eine digitalisierte Form eines Werkes oder Wertgegenstandes, die den Besitz und die Authentizität des Wertgegenstandes bestätigt.
2018 kuratierte Bak erstmals eine Ausstellung zum Thema Blockchain-Kunst und zeigte in Zürich Cryptopunks. Er arbeitete auch mit Auktionshäusern wie Sothebys und Philips zusammen und kuratierte dabei eine Ausstellung in London für Philips zur Geschichte der generativen Kunst.
Bak besass eine eigene Galerie in Zürich. «Das ist heute nicht mehr zeitgemäss, weil alles mehr und mehr digitalisiert wird», meint er. «Der Handel findet online statt, das ganze Marketing läuft über X (ehemals Twitter) oder neuerdings über Farcaster, ein dezentrales soziales Netzwerk. Man geht auch nicht mehr oft an Messen. Man kann jederzeit einen NFT-Drop machen, wo innerhalb kürzester Zeit Hunderte von Kunstwerken verkauft werden».
Das ikonische Arbeitsgerät von Georg Bak
Bak ist Mitgründer von ArtMeta, der Digital Art Mile, welche während der Art Basel parallel stattfinden wird. Also doch eine Messe, an welcher man auch physisch digitale Kunst sieht?
Bak erklärt: «Bislang gab es in Basel noch nie eine digitale Kunstmesse. An der Art Basel hat man bisher auch nur spärlich Digitalkunst gesehen. Deshalb habe ich mich mit meinem Geschäftspartner Roger Haas entschieden, dass wir dieses Jahr zum ersten Mal eine Digital-Kunstmesse lancieren - in physischen Räumlichkeiten unweit der Art Basel. Wie werden dabei an verschiedenen Lokalitäten Kunst ausstellen. Darum auch Digital Art Mile. Eingeladen sind Topgalerien und NFT-Plattformen, die teilweise physische und reine digitale Kunst zeigen. Wir werden die ganze Woche auch Konferenzen zu verschiedenen Themen durchführen. Gemäss der Web 3 Kultur ist das Ganze offen für alle, also gratis, auch die Konferenzen. Man muss sich nur anmelden. Wir finanzieren uns über Sponsoren und Aussteller. Im Gegensatz zur traditionellen Kunstszene sind wir also sehr inklusiv».
Wie hat die Art Basel das aufgenommen?
«Wir hatten Austausch mit der Art Basel und hoffen, dass sie unser Programm gut finden. Es ist ja nicht nur für die Art Basel, sondern auch für die Stadt Basel interessant, dass eine spannende und frische Szene kommt. Auch die Art Basel hat gemerkt, dass Veränderungen stattfinden. Sie selbst hat in eine Firma investiert, die Blockchain-Zertifikate macht. Im Moment gibt es noch viele klassische Galerien. Aber in den letzten Jahren haben immer mehr digitale Kunstmessen im Umfeld der grossen Messen stattgefunden. Vor allem Art Basel Miami Beach, dort gibt es mittlerweile mehr digitale als klassische Veranstaltungen. Es spielt zusammen. Beide Seiten haben ihre Berechtigung».
Was unterscheidet eigentlich einen Sammler von NFT und einen der klassischen Kunst?
«Wenn man von NFT spricht, findet sich alles in einem digitalen Wallet. Das heisst Transport, Verpackung und Lagerung entfallen. Man besitzt aber Zugang zu diesen Files. Man kann sie ausdrucken und an die Wand hängen, auf dem Bildschirm anschauen oder auf eine Fläche projizieren. Es ist ein Trend, dass von rein digitalen NFTs physische Kunst gemacht wird, wie z.B. Laserplotter.
Zudem hat der junge NFT-Sammler einen ganz anderen Zugang zur Kunst. X (ehemals Twitter) ist eigentlich das Kunstgeschichtsbuch der heutigen Zeit. Die meisten Sammler sind sehr jung, hatten wenig Geld und haben mal NFTs gekauft, welche innert kürzester Zeit sehr wertvoll wurden. «In der traditionellen Kunstwelt gibt es sehr viele Barrieren, Kunst zu kaufen. Wenn man in eine Galerie spaziert, kann man eigentlich nur kaufen, wenn man qualifiziert ist. Es herrscht praktisch eine Schwellenangst. NFTs sind auch mit sehr wenig Geld erschwinglich. Schon ab einigen Franken ist das möglich», führt Bak aus.
Zum Schluss die Gretchenfrage: Wenn jemand keine Ahnung hat von NFT, sich trotzdem interessiert einzusteigen, was wäre deine Empfehlung?
«Zunächst muss man wissen, wie man ein Kryptowallet eröffnet. Man muss auch vorsichtig sein, das Codewort zum Wallet gut aufbewahren. Dann sollte man lernen, wie man Fiat-Währungen in Kryptowährungen umwandelt, also technische Grundlagen erarbeiten.
Dann lernt man verschiedene Plattformen, Blockchains kennen, wie z.B. Tezos, oder die populäre Ethereum mit den meisten NFTs. Es ist ein riesiger Markt, in dem man sich zurechtfinden muss. Ich empfehle einigen Künstlern auf X zu folgen, so kommt man rein. Es ist auf jeden Fall eine neue und spannende Kultur, die frischen Wind in die Szene bringt».
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