Gregor Burkard, CEO Sportec
Gregor Burkard ist eine imposante Erscheinung. Nicht nur, was die Statur des Sportec-CEOs angeht, sondern auch durch seine klaren und pointierten Aussagen im Gespräch.
Sportec zählt zu den ersten Adressen in der Schweiz, wenn es um Restaurierungen, Backdate und Restomod Umbauten wie Motorsport geht. Und das vor allem für die Marke Porsche. Gegründet wurde das Unternehmen mit Sitz in Höri 1997, die eigene Racingabteilung kam 2010 dazu. Seit 2020 ist Burkard CEO und Besitzer.
Wie kam es dazu, wollten wir wissen.
«Ich war Kunde und habe meinen Audi hier tunen lassen. Mit der Zeit wurde ich zum richtigen Fan von Sportec. Ja, und irgendwann hat sich dann die Gelegenheit ergeben einzusteigen - und ich habe es gemacht. Wobei es, wenn ich ehrlich bin, ein Sprung ins kalte Wasser war».
Ein Sprung ins kalte Wasser?
Gregor Burkard lächelt. «Ich hatte keinerlei Erfahrung in der Unternehmensführung. Ich arbeitete vorher bei Ferrari-Foitek im Backoffice. Der Bezug zu Autos war zwar da, aber ein Geschäft hatte ich vorher noch nie geführt. Mein Team hat es mir aber einfach gemacht und mich von Anfang an unterstützt. So bin ich in die Aufgabe reingewachsen – und lerne auch heute noch jeden Tag dazu».
Burkard ist mit seinen 35 Jahren ein junger CEO. Das macht sich positiv an seinem Energielevel bemerkbar. Er sprudelt vor Ideen, hat Visionen und möchte das Unternehmen vorantreiben. Sein erklärtes Ziel dabei: Das Unternehmen zur führenden Adresse in der Schweiz für Restaurationen sowie Backdate- und Restomod-Modelle auf der Marke Porsche machen. Als «Backdate» werden Modelle bezeichnet, welche optisch Details von älteren Modellen integrieren. So wird die Motorhaube eines F-Modells in das Design der Porsche 964 Baureihe integriert. Neben der Motorhaube werden auch Stossstangen, Zierelemente und Scheinwerfer entsprechend angepasst. Der Begriff «Restomod» setzt sich aus den Wörtern Restoring und Modification zusammen. Will heissen, dass bei der Restauration Baugruppen wie der Motor, Getriebe, Fahrwerk, Bremsanlage oder das Scheinwerferpaar optimiert und modernisiert werden.
Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist Ferdinand – ein auf der Basis eines Porsches 964 erschaffenes Meisterwerk, was Design, Performance und Detailliebe betrifft. Aus Zuffenhausen, dem Heimatort von Porsche, hören wir im Geiste ein «Heiligs Blechle» nach Höri schallen.
Wer kann eigentlich heute noch all die aufwendigen Restaurierungen und Reparaturen machen? Braucht es da nicht ein unglaubliches Know-how?
«Oh ja, das braucht es. Unser Kapital sind die Menschen. Wir sind eine Gruppe von Petrol Heads mit einem gesunden Mix aus erfahrenen Gründervätern und jungen, engagierten Mitarbeitenden. Wichtig dabei ist, dass die Jungen von den Älteren lernen und das Wissen auch entsprechend weiter gegeben wird. Wir suchen immer wieder junge Talente, die diesen Weg der Handarbeit, Perfektion und Leidenschaft mitgehen. Swiss Made ist mir dabei wichtig und wir stellen alles inhouse, mit Ausnahme der Lackiererei und der Sattlerei, welche aber auch in der Region sind.»
Wer die Türe zur hausinternen Racing-Abteilung öffnet, dem bleibt das Motorsportherz fast stehen – allerdings vor Freude. Das Portfolio an Rennfahrzeugen umfasst diverse GT3 Fahrzeuge von Lamborghini und BMW, GT3 Cup und GT4 Cup Fahrzeuge von Porsche und die GTX und GT2 Fahrzeuge von KTM. Gregor Burkard selbst fährt aktiv im Porsche Sports Cup Suisse mit. Sein Bruder, welcher unterdessen zweifacher Familienvater ist, hat das Racing aufgegeben. Sehr zur Freude der Mutter, welche die Rennleidenschaft ihrer Söhne weniger schätzt.
«Da mein Bruder jetzt für Enkelkinder gesorgt hat, kann ich mich ruhigen Gewissens auf die Rennen und das Geschäft konzentrieren», schmunzelt Burkard. «Und schliesslich habe ich nicht nur zwei, sondern zwanzig Kinder» - und meint damit augenzwinkernd seine Mitarbeitenden. Damit unterstreicht er während des Gesprächs einmal mehr, wie wichtig ihm der Teamspirit ist.
Zum Abschluss wollen wir noch wissen, wie es eigentlich um das Thema Nachhaltigkeit und Elektrofahrzeuge steht. Immerhin sehen wir im ganzen Gebäude ausschliesslich eine beeindruckende Anzahl an Benzin-Boliden stehen. Die Antwort von Gregor Burkard überrascht:
«Beim Thema Elektroauto bin ich kritisch. Ich bin für Veränderung und Umweltschutz, aber die Elektroautos von heute sind noch nicht dort, wo sie sein sollten. Denn Aufwand und Ressourcen, um solche Fahrzeuge zu bauen sowie die Lebensdauer stehen für mich nicht im Einklang mit Nachhaltigkeit. Es müssen noch einige Probleme gelöst werden. Hierzu fallen mir Stichwörter wie Lade-Infrastruktur, hohe Anschaffungskosten sowie Umwelt- und Sozialprobleme bei der Förderung von Lithium und Kobalt ein. Nicht zu vergessen die grossen Probleme, um diese Batterien zu recyceln. Erst wenn diese Herausforderungen gemeistert sind, stellen diese Fahrzeuge eine sinnvolle Alternative zum Benziner dar. Viel spannender finde ich in dem Zusammenhang die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen. Mit diesem synthetischen Kraftstoff ist es bereits jetzt möglich, die bestehenden Verbrenner zu betreiben und somit sofort auf klimaneutral umzuschalten. Und – das möchte ich betonen – leisten wir unseren Beitrag zur Nachhaltigkeit durch die Wiederbelebung 30-jähriger Autos, welche ihren ökologischen Fussabdruck schon längst hinterlassen haben. Schliesslich ist das sauberste Auto das, welches nicht neu produziert werden muss».
Gregor Burkard ist zwar ein Petrol Head – aber einer mit Köpfchen und viel gesundem Menschenverstand.
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